Die Recherche dazu fördert unglaubliche Not zutage, wie wir sie uns heute, 165 Jahre später, nicht mehr vorstellen können. Dabei fahren wir täglich an den Grundstücken vorbei, auf denen sich damals diese Dramen zugetragen haben.
Alles begann mit Johann Gebeler, der mit Ehefrau und zwei Kindern als Einlieger auf Nr. 3 in Bückeburgisch Reinsen lebte. Er war der uneheliche Sohn eines preußischen Soldaten und einer Habrihausenerin und trug deshalb den für Reinsen untypischen Nachnamen. Er verdingte sich als Tagelöhner und war im Sommer 1849 von seinem 26. Einsatz als Hollandgänger zurückgekehrt, aus einem Ort, in dem die Cholera herrschte. Er hatte sich wohl dort angesteckt. Er sei nur „etwa 10-11 Stunden krank gewesen“ und starb am 24. Juli 1849 mit 50 Jahren an „Schlagfluß, angeblich Cholera, und der Brechruhr“. Dem maß man zunächst noch nicht so viel Bedeutung bei. Drei Wochen später überstürzten sich jedoch die Ereignisse.
In unmittelbarer Nachbarschaft häuften sich die Fälle von Brechruhr. Weitere 14 Personen verstarben innerhalb von 4 Wochen daran. Allein am Freitagvormittag, dem 24.8.1849, wurden auf dem Heuerßer Friedhof 6 Choleraopfer beerdigt. Die extrem kurzen Krankheitsdauern von selten mehr als einem Tag waren Pastor Friedrich Billius im Kirchbuch eine besondere Bemerkung wert. Man wird den Menschen beim Sterben zugesehen haben können und das mit der Angst, bald selbst der Nächste zu sein.
Besonders heftig hatte die Cholera die Höfe Nr. 1 und Nr. 11 getroffen.
Auf Nr. 1 verstarben daran Engel Söhlke, geb. Wehmhöfer, die Ehefrau des Colons mit 38 Jahren, ihr Schwager der Leibzüchter Hans Bruns mit 49 Jahren und der Einlieger und Schweinehirte Johann Katze mit 40 Jahren. Auch Engel Söhlkes Stiefvater, der Interimswirt auf der Wehmhöferschen Schmiede in Reinsen Nr. 10 verstarb an der Seuche.